
„Problempferd“ – oder einfach nur unverstanden?
Wir alle kennen sie. Die Geschichten von Pferden, die „schwierig“ sind. Die sich nicht führen lassen, die steigen, beißen oder weglaufen. Die uns fordern, uns verunsichern, uns manchmal sogar verzweifeln lassen. Und dann fällt ganz schnell dieses Wort: „Problempferd.“ Aber was wäre, wenn es so ein Pferd gar nicht gibt?
Jedes Verhalten hat einen Grund.
Ein Pferd macht nie etwas, um „böse“ zu sein. Es reagiert – auf etwas, das es erlebt. Manchmal ist das eine Erfahrung aus der Vergangenheit. Manchmal ist es Schmerz. Oder Unsicherheit. Manchmal sind es unsere eigenen Erwartungen, Emotionen oder unbewussten Muster, auf die das Pferd reagiert.
Ich habe in den letzten 20 Jahren unzählige Pferd-Mensch-Paare begleitet. Und jedes Mal wieder zeigt sich:
Hinter dem sogenannten „Problemverhalten“ steckt fast immer ein Missverständnis, ein Ruf nach Klarheit, nach Verbindung – oder einfach nach Sicherheit.
Wenn Pferde uns auf das aufmerksam machen, was wir selbst nicht sehen wollen.
Pferde sind feinfühlig. Und ehrlich. Sie reagieren nicht nur auf das, was wir tun – sondern auch auf das, was wir ausstrahlen. Sie spüren, wenn unsere Worte nicht zu unserem Inneren passen. Wenn wir etwas unterdrücken. Wenn wir uns selbst nicht ganz spüren.
Wenn da Gefühle sind, für die wir keinen Platz gemacht haben:
– alte Angst
– unbewusste Wut
– der Wunsch, alles richtigzumachen
– oder der innere Druck, der sich leise, aber hartnäckig in uns festgesetzt hat
All das zeigen sie uns. Nicht mit Worten, sondern mit Verhalten.
Und das fühlt sich manchmal herausfordernd an – aber es ist auch ein Geschenk:
Pferde machen uns auf die Anteile in uns aufmerksam, die wir selbst (noch) nicht sehen wollen.
Sie helfen uns, ganzer zu werden – wenn wir bereit sind, hinzuschauen.
Die wahren Ursachen erkennen – mit Herz, Verstand und Körper.
In meiner Arbeit kombiniere ich verschiedene Perspektiven:
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Körperliche Ebene: Schmerz, Ausrüstung, Haltung
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Emotionale Ebene: Bindungsmuster, Überforderung, alte Prägungen
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Mentale Ebene: Gedanken, Selbstbilder und unbewusste Glaubenssätze
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Energetische Ebene: das, was zwischen den Zeilen mitschwingt
So entsteht Raum für echte Veränderung. Nicht durch Kontrolle oder Korrektur – sondern durch Verständnis, Präsenz und innere Klarheit.
Vielleicht ist es gar kein Problempferd. Vielleicht braucht es nur dich – in deiner echten, ganzen Präsenz.
Wenn du gerade an einem Punkt stehst, an dem du denkst: „Ich weiß nicht weiter. Ich habe schon so viel versucht. Ich liebe mein Pferd – aber ich verliere gerade den Boden unter den Füßen“ – dann möchte ich dir sagen: Du bist nicht allein. Und nein – es ist nichts falsch an dir. Alle Pferdemenschen, die ich kenne, handeln nach bestem Wissen und Gewissen – basierend auf dem Punkt, an dem sie gerade sind in ihrem Leben, emotional, mental und körperlich. Aber vielleicht ist jetzt der Moment, anders hinzuschauen. Weicher. Tiefer. Wahrhaftiger.
Fazit: Problempferde gibt es nicht – aber es gibt echte Herausforderungen. Und dafür dürfen wir Unterstützung annehmen.
Ich wünsche mir eine Pferdewelt, in der wir nicht mehr von „schwierigen Pferden“ sprechen, sondern von Beziehungen und Menschen wie Pferden, die Heilung brauchen. Von Vertrauen, das wachsen darf. Und von Menschen, die den Mut haben, sich selbst genauso zu begegnen wie ihrem Pferd.
Wenn du möchtest, begleite ich dich gern dabei. Mit meinem Wissen – und mit ganzem Herzen.